25.02.2015

Vogtlandstammtisch erinnert an die Wendezeit 1989

VogtlandStammtisch Dr.HartmutSeidel

Ehemaliger Sprecher der „Gruppe der 20“ Dr. Hartmut Seidel referiert über 25 Jahre Friedliche Revolution „Als ich den Tunnel voller Menschen sah, ist es mir kalt den Rücken heruntergerieselt.

Der Ausruf eines Kindes Gorbi Gorbi setzte die Masse von 15.000 Menschen in Bewegung und es ertönten Sprechchöre“, so schilderte Dr. Hartmut Seidel den Zuhörern seine Eindrücke vom Anfang der legendären Demonstration am 7. Oktober 1989 in Plauen, die ein Signal zur Friedlichen Revolution für die ganze DDR setzte und das Vogtland zum Vorreiter im Kampf gegen das SED-Regime machte. Anlässlich des 25. Jahrestages der Wiedervereinigung hatte die Vorsitzende des Vogtländischen Vereins zu Berlin, Yvonne Magwas, den Bürgerrechtler und ehemaligen Sprecher der „Gruppe der 20“ am Mittwoch nach Berlin eingeladen, um Spannendes aus erster Hand über die Zeit der Friedlichen Revolution in Plauen zu erfahren. Anhand von Bildern und Zeitdokumenten zeichnete Dr. Seidel ein lebendiges Bild der damaligen Situation. Selbst in der DDR vom Staat drangsaliert, engagierte sich der studierte Frauenarzt 1989 als Sprecher der „Gruppe der 20“ - einer Formierung, die die Bürgerbewegung für Freiheit und Bürgerrechte politisch aktiv begleitete und maßgeblichen Einfluss auf den friedlichen Verlauf der Ereignisse hatte. Als Mittler zwischen Volk und Politik stellte sie in den sogenannten Rathausgesprächen Forderungen nach Reise- und Wahlfreiheit und informierte die Bürger vor jeder Samstags-Demonstration über die Verhandlungsergebnisse. Der politische Einfluss am Runden Tisch wuchs und bald „hatte die Gruppe die Macht im Rathaus übernommen“.

Mit den demokratischen Kommunalwahlen im Mai 1990 war das Ziel der „Gruppe der 20“ erreicht und ihre Arbeit beendet. Die Vogtländer waren sehr interessiert und diskutierten fleißig mit. Gefragt nach dem Grund der Vorreiterrolle Plauens beim Sturz des DDR-Regimes, antwortete Dr. Seidel, dass u.a. die im Vergleich zu anderen Städten starke Wahlfälschung verantwortlich für den Frust der Plauener gewesen sei. Im Mai 1989 hatten Mitglieder der Markusgemeinde den Wahlbetrug aufgedeckt und für Empörung gesorgt. Ein anderer fragte, ob engagierte Männer wie Dr. Seidel nicht auch auf Gegenwehr des Staates gestoßen wären? „Sicher hat mich der ein oder andere Drohbrief u.a. mit makabren Zeichnungen erreicht. Doch das war kein Grund aufzuhören.“ Rege tauschten sich die Vogtländer über ihre persönlichen Erfahrungen aus. Die Entwicklung seiner Heimatstadt bezeichnete der im Kreistag aktive Ruheständler als positiv. „Es gibt eine gut entwickelte Kulturszene und eine Berufsakademie, die trotz des Bevölkerungsrückgangs, junge Menschen in die Stadt holt“, so der Vogtländer. Auch die Spitzenindustrie habe sich stabilisiert und sei mittlerweile wieder fester Bestandteil der Plauener Wirtschaft. Ein Gast wies auf die Pläne Plauens hin, die Industriekulturausstellung des Freistaates Sachsen hierher zu bringen.

Das zeigt, dass die Dinge in Bewegung sind. Yvonne Magwas empfing ihren Gast am nächsten Tag noch zu einem Besuch im Deutschen Bundestag und bedankte sich bei ihm mit dem Besuch einer Plenardebatte und Führung durch die Liegenschaften des Hohen Hauses.