CORONA
30.01.2021

Aktuelle Fragen und Antworten zur Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen
Interview mit Blick-Redakteur Karsten Repert

News Dezember 2017WerbungAbtreibung
Tobias Koch

BLICK: Angesichts der sinkenden Infektionszahlen steigt der Druck auf alle Verantwortlichen. Während sie am Lockdown festhalten, fordern viele Existenzbedrohte baldige Lockerungen. Was glauben Sie: Wann öffnen im Vogtland die Geschäfte wieder? Wann darf die Gastronomie wieder Gäste bewirten?

Yvonne Magwas: Aus den Erfahrungen des ersten Lockdowns und der Monate danach wissen wir, dass bei einer Inzidenz von 50 die Gesundheitsämter die Kontaktverfolgung noch schaffen, sodass Infektionsketten unterbrochen werden können. Hinzu kommt die Lage in den Krankenhäusern, die Auslastung der Intensivbetten und der zur Verfügung stehenden Beatmungsgeräte sowie des Personals. Wir haben uns deshalb zwischen Bund und Ländern, Bundesregierung, Bundestag, Landesregierungen und Landtagen, darauf verständigt, dass es der Wert von 50 ist, unter den wir kommen und unter dem wir bleiben müssen. Wir sehen ja gerade insbesondere auch in Sachsen, was passiert, wenn wir massiv darüber liegen. Wir haben aktuell die höchste Sterblichkeit seit 1968. Es geht zu allererst um Menschenleben. Jedes einzelne ist wertvoll. Mit den Impfstoffen haben wir ein helles Licht am nun absehbaren Ende des Tunnels. Aber wir müssen auch noch geduldig bleiben. Wir sind inzwischen von den Höchstständen runter, aber noch immer deutlich über 50. Es wäre unverantwortlich, zu schnell wieder zu lockern und dann wahrscheinlich wieder einen Jojo-Effekt zu haben. Das ist auch nicht im Sinne der Wirtschaft. Natürlich sehen wir die großen Belastungen, Vereinsamung, die Doppelbelastung von Familien, die Existenzgefährdungen. Das ist alles schlimm. So etwas haben wir seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr erlebt. Deshalb gibt es riesige solidarische Hilfen, die wir uns Gott sei Dank auch leisten können. Ich hoffe, dass wir nach Ostern deutlich mehr offen haben und es bis dahin schon Zwischenschritte gibt. Allerdings sind Prognosen wirklich schwer, insbesondere wo es nun noch ansteckendere Mutationen des Virus gibt.


BLICK: Kann man abschätzen, wann im Vogtland genügend Menschen gegen Covid19 geimpft sind, sodass es keinen Lockdown mehr geben muss? Ganz konkret gefragt: Läuft das Vogtland Gefahr, einen dritten Lockdown hinnehmen zu müssen?

Yvonne Magwas: Wir wollen immer besser werden beim Thema Impfen, im Februar die Pflegeeinrichtungen durchgeimpft haben und im Sommer allen ein Impfangebot machen können. Die Impfstoffproduktion und die Zulassung laufen auf Hochtouren, Deutschland hat insgesamt 310 Millionen Dosen bei insgesamt fünf Herstellern bestellt. Es wird sicher sehr darauf angekommen, dass die Impfbereitschaft hoch ist. Die Impfstoffe sind sicher, wir haben bewusst auf eine reguläre Zulassung und nicht auf eine Notfallzulassung gesetzt. Sicherheit vor Schnelligkeit. Es ist eine riesige Leistung der forschenden Arzneimittelhersteller, ich bin stolz darauf, dass diese auch aus Deutschland kommt. Wir haben dabei auch gefördert. Impfen schützt, nicht nur einen selbst, sondern auch unsere Mitmenschen. Wir brauchen Impfungen, um die sogenannte Herdenimmunität herzustellen. Es gibt auch Menschen, die nicht geimpft werden können. Diese haben nur Schutz, wenn die übergroße Zahl der Bevölkerung geimpft ist. So lange das nicht der Fall ist, ist leider gar nichts auszuschließen, falls die Zahlen wieder ansteigen. Daher werbe ich ausdrücklich fürs Impfen und werde mich selbstverständlich auch selbst impfen lassen, wenn ich dran bin. Die deutsche Impfstrategie steht auf wissenschaftlichen Grundlagen.

BLICK: Noch vor wenigen Tagen wollten einige Politiker die ganze Wirtschaft in Deutschland zum Stillstand bringen, um die Covid19-Infektionswege in den Unternehmen zu durchtrennen. Hätten Sie diese Maßnahme befürwortet?

Yvonne Magwas: Sagen wir es einmal so: Damit wären danach, nach zwei bis drei Wochen, in denen die Zahlen drastisch sinken würden, deutliche Lockerungen möglich. So verharren wir länger in diesem Zustand. Für beide Varianten gibt es für und wider, auch, was die wirtschaftlichen Auswirkungen betrifft.

BLICK: Viele Bürger ertragen die beschlossenen Maßnahmen zum Schutz vor ausufernden Covid19-Maßnahmen vorbildlich. Diese Personengruppe setzt alle Verordnungen um, erfährt jedoch nur selten Lob. Woran liegt das?

Yvonne Magwas: Ja. Das ist eine große Mehrheit. Ich freue mich sehr, dass so viel Vernunft herrscht, soviel zwischenmenschliches Mitgefühl gezeigt wird. Ich bin sehr dankbar dafür. Leider gibt es einen nicht kleinen Teil von Leugnern und Verweigerern. Denen ist es zu "verdanken", dass wir immer wieder einmal mehr Einschnitte haben. Deren Verhalten macht es dem Virus leicht. Deshalb bin ich für sehr strikte Kontrollen und Durchsetzung.

BLICK: Stichwort Kinder. Viele Eltern klagen über fehlende Konzepte zur Kinderbetreuung während der Lockdown-Phasen. Wird sich in dieser Hinsicht künftig etwas tun?

Yvonne Magwas: Es ist eine riesige Herausforderung und Belastung für Eltern und Kinder, auch ich erlebe dies täglich. Für einen Teil gibt es ja Notbetreuung. Aber auch bei mehrmaligem Durchdenken, gibt es leider keine sinnvolle Alternative derzeit. Gerade kleine Kinder können sich noch nicht an die entsprechenden Regeln halten. Wir lassen die Wirtschaft weitgehend auf. Das ist eine politische Entscheidung, auch, weil es da um unsere Lebensgrundlagen geht. Freizeit, Bildung und Betreuung müssen dann im Gegenzug runtergefahren werden, da sonst die Menge der sozialen Kontakte zu hoch wäre. Aber ich möchte jetzt definitiv nicht sächsischer Bildungsminister sein.

BLICK: Sie saßen zum CDU-Parteitag im Tagungspräsidium und waren so in fast allen Fernsehkanälen live zu sehen. Welche Aufgabe hatten Sie an dem Tag und haben Sie auch selbst Ihre Stimme an einen der drei Kandidaten vergeben? Wen haben Sie gewählt?

Yvonne Magwas: Ich war dieses Mal Mitglied der Tagungsleitung. Das umfasste zum einen die Moderation von Interviews zum anderen aber auch die Durchführung der digitalen Wahlen. Das hat Spaß gemacht, war aber auch ganz schön herausfordernd, insbesondere, weil wir das erste Mal so einen rein digitalen Parteitag mit Wahlen durchgeführt haben. Delegierte war ich dabei selbst nicht, konnte also nicht mitwählen. Wir hatten drei starke Kandidaten. Jetzt ist die Führungsfrage geklärt. Als Union werden wir geschlossen mit einem starken Zukunftsprogramm ins Bundestagswahljahr ziehen. Ich für meinen Teil werbe wieder um das Vertrauen der Vogtländerinnen und Vogtländer. Der CDU-Kreisverband hat mich als Direktkandidatin bereits aufgestellt.

BLICK: Zum Abschluss: Die Menschen im Vogtland haben große Angst vor den wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie. Was glauben Sie, wie hart wird es die Region treffen? Haben Sie Hoffnung, dass es gar nicht so schlimm wird?

Yvonne Magwas: Grundsätzlich bin ich ein optimistischer Mensch. Und ich baue auf den Mut und die Kraft unserer vogtländischen Unternehmer, Einzelhändler und Gastwirte. Mit vielen bin ich im Austausch, informiere über Wirtschaftshilfen und unterstütze, wenn es klemmt. Sie haben es gerade besonders schwer. Es zeigt sich immer mehr, dass diese weltweite Pandemie vor allem auch die exportorientierte Großindustrie hart trifft. Davon haben wir wenig, unsere heimische Wirtschaft ist eher kleinteilig. Das ist in dieser Krise ein Vorteil. Trotzdem geht es in den nächsten Jahren zum einen darum, Zukunftstechnologien im Vogtland zu etablieren, zum anderen, nicht in einen Fachkräftemangel hineinzulaufen. Deshalb ist es beispielsweise wichtig, dass unsere berufliche Bildung nicht geschwächt wird. Der Bund tut eine Menge für Zukunftstechnologien. Quantentechnologien, Künstliche Intelligenz und andere Digitalisierungsthemen, Wasserstoff, neue Mobilität und Energie will ich beispielhaft nennen. Es geht aber auch darum, dass unsere Landwirtschaft ins 21. Jahrhundert kommt. Und darum wie wir uns die Innenstädte der Zukunft vorstellen. Hier müssen wir auch gesellschaftliche Konflikte zu Ende diskutieren. Wir müssen aus dieser Krise lernen und schauen wo die Chancen liegen.

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