In der historisch bedeutsamen Woche vom 3. und 7. Oktober folgte Evelyn Zupke, Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur beim Deutschen Bundestag, der Einladung von Vizepräsidentin Yvonne Magwas in deren Wahlkreis, das Vogtland. Auf der Agenda standen ein Schulgespräch, der Besuch der „Blackbox“ zum Thema Jugendwerkhöfe in der DDR, ein Austausch mit Opfern des SED-Regimes sowie die Bewerbung Plauen/Leipzig um das „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“.
„Mir war es wichtig, dass die SED-Opferbeauftragte Plauen kennenlernt. Die Stadt bringt alles mit, was der Standort für das geplante „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ benötigt. Die Spitzenstadt ist ein Ort mit historischer Authentizität. Wir leben Transformation, können unsere Erfahrungen aus der Arbeit und den Beziehungen im Vier-Ländereck sowie der Euregio-Egrensis einbringen. Für das Vogtland als ländlicher Raum bietet der Wissenschafts- und Forschungsteil des Zukunftszentrums eine große Chance. Aber vor allem geht es um Anerkennung, um die Würdigung der mutigen Menschen, die 1989 für Freiheit und Demokratie auf die Straße gingen“, sagt Yvonne Magwas.
Gespräch zum Zukunftszentrum
Bei einem gemeinsamen Treffen stellten Plauens Oberbürgermeister Steffen Zenner und CDU-Fraktions- und Stadtverbandsvorsitzender Jörg Schmidt der SED-Opferbeauftragten das Konzept für das geplante Zukunftszentrum vor. „Mit der ersten Großdemonstration in der DDR, am 7. Oktober 1989, hat Plauen einen wesentlichen Beitrag zur Friedlichen Revolution und Deutschen Einheit geleistet. Es ist aus meiner Sicht nur folgerichtig, dass Plauen gemeinsam mit Leipzig seinen Hut in den Ring wirft für das Zukunftszentrum Europäische Transformation und Deutsche Einheit. Als SED-Opferbeauftragte bin ich in der Kandidaten-Frage natürlich unparteiisch und freue mich über jede Stadt, die für sich wirbt. Der Bezug zur Friedlichen Revolution wie ihn Plauen aufweist, ist etwas was mich persönlich anspricht. Der Deutschen Einheit ging schließlich die Friedliche Revolution und jahrzehntelanger Widerstand voraus. Es waren mutige Menschen in der DDR und ebenso auch in weiteren osteuropäischen Ländern, die die Freiheit erkämpft haben. Vor der Einheit kam die Freiheit, wie Joachim Gauck es einmal ausgedrückt hat“, so Evelyn Zupke.
Austausch mit vogtländischen Opfern des SED-Regimes und Akteuren der Friedlichen Revolution
Nachdem die Stasi-Unterlagenbehörde Teil des Bundesarchivs wurde, hat der Deutsche Bundestag 2021 das Amt der SED-Opferbeauftragten neu geschaffen. Evelyn Zupke will den Opfern eine Stimme geben. Sie hat selbst erlebt, wie erbarmungslos das DDR-System sein konnte. Deshalb brachte Yvonne Magwas sie bei ihrem Besuch mit Akteuren der Friedlichen Revolution und Opfern des SED-Systems aus dem Vogtland zusammen. Bei dem intensiven und emotionalen Austausch ging es neben persönlichen Schicksalen u.a. um den Bundeshärtefallfonds, bessere Entschädigung bei Zwangsaussiedlungen und die Erhöhung der Opferrente. „Aufklärung und Aufarbeitung sind auch nach über 30 Jahren Friedliche Revolution und Deutsche Einheit erforderlich. Gerade bei uns im Vogtland ist die Zahl der Menschen, die Opfer von staatlicher Repression wurden, besonders hoch. Viele kämpfen seit Jahren um Gerechtigkeit und Entschädigung, leiden bis heute unter den Folgen von damals“, erklärt die vogtländische Bundestagsabgeordnete.
Schülergespräch an der Dittes-Oberschule Plauen
Bei dem Besuch der Plauener Dittes-Oberschule erzählte Evelyn Zupke den Mädchen und Jungen der 10. Klasse aus ihrem Leben als DDR-Bürgerrechtlerin. Sie berichtete von ihren Anfängen als "sozialistisches Musterkind", wie sie als Jugendliche nach und nach die Widersprüche des Systems erkannte und schließlich zur Oppositionellen wurde. „Durch die Gesprächsrunde mit Evelyn Zupke als Zeitzeugin wurde die DDR-Geschichte für die Schülerinnen und Schüler greifbarer. Die Klasse war sehr interessiert, stellte viele Fragen. Es ist wichtig, dass das DDR-Unrecht in Erinnerung bleibt und wir daraus als Gesellschaft unsere Lehren ziehen“, sagt Yvonne Magwas.
Besuch der „Blackbox“ - Aufarbeitung der Jugendwerkhöfe im Vogtland
Knapp 30 Jugendwerkhöfe zur Umerziehung „schwieriger“ Jugendlicher gab es in der DDR. Gemeinsam mit der SED-Opferbeauftragten besuchte Yvonne Magwas auf dem Plauener Theaterplatz die „Blackbox“ - ein interaktiver Lernort zur repressiven DDR-Heimerziehung. Mit Dr. Christian Gaubert, Projektmitarbeiter der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, sprachen sie über den Jungendwerkhof „Schloß Voigtsberg“ Oelsnitz und das Spezialkinderheim „Friedenswacht“ Triebel. „Das Kapitel um die DDR-Jugendwerkhöfe benötigt mehr Aufarbeitung, auch bei uns im Vogtland. Mit den damaligen Geschehnissen in Oelsnitz und Triebel wird sich noch zu wenig auseinandergesetzt. Danke an den Colorido e.V., der die Wanderausstellung zu uns ins Vogtland brachte und damit für dieses Thema sensibilisiert", so Yvonne Magwas.